Sonntag, 5. Januar 2014

Das gehaltene ChromeOS Versprechen

Vor einigen Wochen habe ich mir ein neues ChromeBook zugelegt. Dieses Mal ein Modell von HP und zwar das ChromeBook 14. Dieses Gerät stellt qualitativ einen großen Sprung im Vergleich zu meinem ersten ChromeBook dar, dem Samsung Series 5, welches ich günstig mit amerikanischer Tastatur bei eBay erstanden hatte. 

Warum bin ich wieder bei einem ChromeBook gelandet, obwohl ich damit meinen Beruf als Informatiker nicht vollständig ausüben kann, da es zum Beispiel nicht möglich ist leistungsfähige Entwicklungsumgebungen wie Eclipse darauf zu nutzen? Weil Google seine ursprünglichen Versprechen allesamt eingehalten hat und damit etwas liefert, auf das ich nicht mehr verzichten will.

‘I wonder if people are ready for this?’

Wenn man sich eines der ältesten Werbevideos für ChromeOS bzw. das ChromeBook ansieht, dann findet man hier die auch heute noch wichtigsten Punkte:




Dauerhaft schneller Startvorgang

Startet man vor den Augen von Personen, die an Windows PCs gewohnt sind, ein ChromeBook, so können diese meist zuerst nicht glauben, dass der Startvorgang wirklich schon abgeschlossen sein soll. Das neue ChromeBook braucht bei mir nur 6 Sekunden vom Einschalten bis zur Anzeige des Loginbildschirms. Selbst das inzwischen etwas angegraute Samsung Gerät ist nach nur 14 Sekunden bereit und ist damit nach mehreren Jahren der intensiven Nutzung nicht wesentlich langsamer geworden. Das Aufwachen aus dem Schlafmodus ist sogar noch schneller - quasi augenblicklich - und nur mit dem Anschalten eines Tablets oder Smartphones vergleichbar.

Aus der Windows Welt ist man ganz anderes gewohnt und geht davon aus, dass der Rechner mit jedem Tag ein kleines bisschen langsamer wird, bis man ihn irgendwann komplett neu installiert oder ersetzt. Selbst bei neu gekauften Geräten kann man nicht von einem schnellen Start ausgehen, da die Anbieter gerne jede Menge Crapware mitliefern. Noch etwas, das es bei ChromeBooks nicht gibt.

Keine nervenden Updates

Wer kennt es nicht: Man will abends schnell den Windows Rechner runterfahren und das Büro verlassen, da erscheint die gefürchtete Meldung ’Bitte schalten Sie Ihren Rechner nicht aus!’, zusammen mit einer meist quälend langsamen Fortschrittsanzeige, die die Installation eines ganz dringenden Betriebssystemupdates anzeigt. Ist man abgebrüht genug schaltet man einfach den Bildschirm aus und geht, aber meist vergeudet man doch Zeit damit zuzusehen, wie der Rechner mit sich selbst beschäftigt ist. Aber das ist noch nicht alles: Während der Arbeit meldet sich dann das Java Update, das Acrobat Update, das Thunderbird Update und so weiter. Natürlich immer dann, wenn man es gerade nicht gebrauchen kann.

Mein ChromeBook hingegen lädt seine Updates still im Hintergrund herunter und gibt nur einen dezenten Hinweis, wenn alle Daten angekommen sind. Das Update wird dann beim nächsten Neustart gemacht, der sich dadurch nur um wenige Sekunden verlängert. Updates gibt es oft - meist jede Woche - aber da sie so schmerzlos und schnell sind und es keine weiteren Programme gibt, die auch noch Updaten wollen, bemerkt man davon nichts mehr.

Keine Viren - und kein Bedarf für Virenschutzprogramme

Schließlich der Punkt mit der Sicherheit: Es sind bis heute keine erfolgreichen Angriffe auf ChromeOS Geräte bekannt geworden, selbst beim von Google ausgerichteten Pwnium Wettbewerb, bei dem es sechs- bis siebenstellige Belohnungen für erfolgreiche Angriffe gegeben hätte, wurden die Sicherheitskonzepte nicht überwunden (nur ‘angeknackst’). Die Sicherheit von ChromeOS ist noch einmal deutlich höher als die des bereits als sehr sicher geltenden Chrome Browsers.

Dementsprechend gibt es keine Viren oder sonstige Schadprogramme für ChromeOS und deshalb weder Anti-Virus-Software noch den Bedarf dafür. Damit fällt gleich der größte Teil der Probleme und Aufwände beim Betrieb weg, die man von Windows und anderen konventionellen Betriebssystemen kennt.

Lokaler Speicher ist (nahezu) überflüssig

Auch mein neues ChromeBook hat wieder eine interne Festplatte mit ‘nur’ 16 GB Kapazität. Davon ist fast die Hälfte bereits vom Betriebssystem belegt. Trotzdem werde ich wohl - wie schon bei meinem alten ChromeBook - nie in die Verlegenheit kommen diesen Speicher restlos füllen zu müssen, da die Daten sowieso in der (Google) Cloud liegen. In den letzten Jahren ist insbesondere die Integration des Google Drives in ChromeOS deutlich verbessert worden, so dass es sich nun wie ein Dateisystem auf einer lokalen Festplatte nutzen läßt.

Aktuell gibt es von Google beim Kauf eines ChromeBooks auch 100 GB Drive Speicher für die Dauer von zwei Jahren dazu, ein Volumen, welches für viele Nutzungsszenarien mehr als ausreichend sein dürfte. Da die Daten nicht auf dem Rechner liegen sind sie immer gesichert, so dass auch keine spezielle Backupsoftware gebraucht wird.

Ein ChromeBook reicht für viele

Durch die strikte Trennung der an einem ChromeBook angemeldeten Nutzer lässt sich ein Gerät sorglos von verschiedenen Personen teilen. Der Wechsel zwischen unterschiedlichen Nutzerkonten geht dabei ähnlich schnell vor sich wie ein Neustart. Der zusätzliche Gastmodus erlaubt auch die Nutzung durch Besucher, die danach unbesorgt sein können, dass ihre Daten auf dem ChromeBook verbleiben.

Die Zukunft von ChromeBooks

In der Zeit nach Weihnachten gab es einige Aufregung und Diskussionen über von NPD kommende Zahlen, die einen starken Anstieg der Verkäufe von ChromeOS Geräten zeigten. Auch wenn diese Zahlen interessant sind, muss man sie zunächst noch mit einiger Vorsicht genießen, und selbst im besten Fall sind wir noch weit von meiner überoptimistischen Voraussage zur Zukunft von ChromeOS von Anfang 2011 entfernt.

In 2014 wird es auf jeden Fall interessant sein zu beobachten, in wie weit die durch Smartphones und Tablets ausgelösten Verschiebungen im PC Markt von ChromeOS Geräten genutzt werden können, wie sich der Zwang für Unternehmen zur Ablösung ihrer Windows XP Geräte auswirkt und ob Microsoft es schafft die Unbeliebtheit von Windows 8 bei seinen Kunden zu überwinden. Ich glaube dabei weiter daran, dass mit den immer leistungsfähiger werdenden Webbrowsern und den dadurch möglich gemachten komplexen Webanwendungen die Wichtigkeit des verwendeten Betriebssystems immer weiter abnimmt, und es eher darauf ankommt, dass das Betriebssystem einem nicht mehr 'im Weg' ist.

Trotzdem ist das existierende Ökosystem rund um Microsoft Windows einfach zu groß und allgegenwärtig, als dass es für die meisten Nutzer möglich ist sofort komplett auf einen Windows Rechner zu verzichten. ChromeBooks werden daher wohl in den kommenden Jahren für viele zunächst Zweitgeräte bleiben mit dem Potential allmählich zum Erstgerät zu werden und den Windows Rechner in der Ecke verstauben zu lassen.

Was Google noch verbessern muss

Auch wenn mir die tiefe Integration von ChromeOS in die Google Dienste sehr entgegen kommt ist es denke ich notwendig, dass Google das System nach und nach für andere Dienste auf einer tieferen Ebene öffnet, als dies bisher über Chrome Apps oder Erweiterungen möglich ist.

Eine besonders wichtige Option wäre dabei die Möglichkeit auch andere Cloudspeicher wie Dropbox einbinden zu können, vergleichbar mit dem Storage access framework, welches Google in Android mit der Version 4.4 eingeführt hat. Gerade für Unternehmen könnte auch die Option sehr wichtig sein das Login über eigene Identity Provider selbst steuern zu können. Hier ist aber möglicherweise die Verknüpfung von ChromeOS und dem Chrome Web Store mit dem Google Login einfach zu eng, als das sich diese Option in absehbarer Zeit umsetzen liesse.

Nicht viel ändern muss Google hingegen an der Art, wie der ChromeOS Desktop heute aufgebaut ist: Dieser Desktop ist für die meisten Nutzer deutlich einfacher zu verstehen als die Windows 8 Kacheln und stellt damit einen weiteren Vorteil des Systems dar.

Ich bin gespannt, ob sich meine alte Vorhersage, dass ChromeOS ganz groß wird, in diesem Jahr endlich bewahrheiten wird.

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